An dieser Stelle möchte ich einige Pferde ehren, die mich zu dem Menschen und Trainer gemacht haben, der ich heute bin.
Bragi: meine erste große Liebe, ein selbstbewusstes, temperamentvolles, starkes Pferd mit einem Herz für Kinder: kam ich ins Rutschen, blieb er sofort stehen.
Skyggnir: mein Island-Souvenir, ein frecher Fünfgänger und ein riesen-großer Freund. Er hat mich unter anderem durch meine erste Trainer-Prüfung getragen.
Sundancer, Spitzname „Sonne“: ein Missouri Foxtrotter, langjähriges Berittpferd, mit dem ich sieben (in Worten: sieben!) Gangarten gezielt reiten konnte: Schritt, Trab, Galopp, Walk, Foxtrot, Singlefoot, Stepping Pace – auch im Halsring und ohne Sattel.
Alegre Melodia: meine zweite große Liebe, eine Paso Fino Stute, die unter US-amerikanischen Performance-Training ihre innere Ruhe und ihr Selbstvertrauen verloren hatte. Unendlich viel Zeit haben wir gemeinsam verbracht, einfach nur gemeinsam geatmet. Und als Dank bekam ich von ihr wohl den berauschendsten Largo (schneller Tölt) ever geschenkt!
Gandur: noch nie habe ich in ein Pferd so viele Gedanken investiert. Er kam als unberührbares, vor allem und jedem panisch flüchtendes Pferd zum Anreiten zu mir. Mit pferdischem Mental-Training konnten wir aus einem gefährlichen Pferd einen Freund machen, der gelernt hat, bei jeder Unsicherheit seinen Menschen um Hilfe zu fragen. Inzwischen ist er DAS Verlasspferd geworden.
Fryso, der Große, der Starke, der Immer-gut-Gelaunte! Viele Jahre hat er mich als Berittpferd begleitet. Er lehrte mich abzuwarten. Und er war das erste Pferd, mit dem ich mir eine Piaffe erarbeiten durfte. Unvergessen ist seine Begeisterung für das Verreisen: manches mal riss er sich los, um schnurstracks in jeden offenen Pferdeanhänger zu sprinten. Er fehlt.
Batisma: das beste Pferd von allen! Eigentlich das Pferd meines Ehemannes; ich hätte sie damals nie gekauft. Aber jetzt ist sie nicht mehr wegzudenken. Sie ist der Ruhepol in unserer Herde und in unserem Leben. Einfach neben ihr stehen und alles wird gut.
Sie ist ein Verlasspferd für alles und jede Situation, meine Jungpferde-Assistentin und zeitweise meine Seelentrösterin.
Batisma ist 2020 gestorben.
Unido: der weltschönste und mit den aller-elastischsten Bewegungen ausgestattete Lusitano. Er kam als psychisch gestörter, aggressiver Hengst zum Beritt zu mir. Und blieb, weil er mein Traum war. Ihm verdanke ich die Erkenntnis, dass man selbst bei allergrößtem, allerbesten Willen manchmal trotzdem nicht zusammenpasst.
Inzwischen gehört er einer Freundin, die sehr glücklich und erfolgreich mit ihm in der Working Equitation unterwegs ist.
Nuno: mein schöner Paso Iberoamericano Wallach – selbst gezüchtet und immer zwischen Genie und Wahnsinn. Emotional extrem labil, überempfindlich, aber immer willig und sehr vielseitig. Wanderreiten, Worker-Turniere, Töltprüfungen, Messe-Auftritte, Garrocha reiten und Rinderarbeit: er springt über seinen Schatten und macht alles für mich.
Latina: eine Lusitano-Stute. Sie ist mutig, intelligent – und hat zu allem eine Meinung. Von ihr lerne ich, noch genauer, noch konsequenter und noch liebevoller zu agieren.
Vielen weiteren Pferden verschiedenster Rassen (Quarter, Peruaner, PRE, Araber, Rockies, Saddler, Walker, Cobs …) verdanke ich tolle Momente, gewollte und ungewollte Erkenntnisse, Höhenflüge und schlaflose Nächte. Zusammenfassen möchte ich es mit einem geliehenen Zitat:
„Pferde bringen uns eine Menge bei. Das wenigste davon, hat mit Pferden zu tun.“