Rinderarbeit mit Lusitano

Erfahrungs-Bericht „Zum ersten Mal am Rind“

Vergangene Tage war ich das erste Mal mit meiner Lusitano Stute Latina bei der Rinderarbeit. Da ich ja nicht allzu häufig in meinem Leben Pferde das erste Mal an Rinder heranführe, war das eine spannende Erfahrung für mich.

Mein Schimmel Nuno ist ja bereits ein erfahrenes „Rinder-Pferd“. Nuno und ich haben in unterschiedlichsten Formen bereits mit Rindern gearbeitet: indoor und outdoor, auf 20 x 40 m und auf 10 Hektar, wir haben einzelne Rinder aussortiert, ganze Herden umgetrieben oder Herdenteile in Panels oder Treibewagen „einfädelt“. Wir dürfen uns sogar „Rinder-Schubser mit Diplom“ nennen, nachdem wir vor einigen Jahren einen WED-Rinderschein gemacht haben. Aber nun war ich das erste Mal mit meinem Nachwuchs-Pferd Latina am Rind. Ich war gespannt, wie sie reagiert.

Mit der Unterstützung von Sabrina Scherweit und ihrer erfahrenen Stute Honey sind wir an Tag 1 einfach nur mal auf die Weide geritten, langsam im Schritt an die Rinder herangeritten, ein bisschen herumgestanden, ihnen beim Fressen zugeschaut und den Geruch aufgenommen. Schon dabei war Latina extrem entspannt; sie vermittelte mir den Eindruck „Ja, Rinder halt. Und jetzt?“. Ein kleiner erster Nase-an-Nase Kontakt ergab sich schnell. Latina hatte keinerlei Scheu und als sie näher auf das Rind zuging, wich es „ordnungsgemäß“ aus – „Läuft!“ dachte sie sich wohl. Und ich auch. So beendeten wir den ersten Kontakt und ritten entspannt heim.

An Tag 2 war es aufregender, weil wir in einer Gruppe mit 8 Pferden zu den Rinderweiden unterwegs waren. Latina fand die fremde Pferdegruppe wesentlich spannender als die Rinder an sich. Wir starteten erstmal am Boden mit Knotenhalfter und Führseil, umkreisten die Herde und „longierten“ in und um die Herde herum. „Kein Thema!“ – war Latinas Kommentar. Also fix aufgesessen und einige Male um die Herde herumgeritten und auch schon mitten hindurch gekreuzt. Sie war überhaupt nicht zögerlich und hatte schnell heraus „Wenn ich komme, dann gehen die…“  (eine Einstellung, die ihr ohnehin liegt…) Von daher ergab es sich schon ganz von alleine, dass wir einem Rind, das vor uns auswich, schon mal ein kleines Stückchen folgen konnten. Yeah, erster Schritt zur echten Rinder“Arbeit“ getan!

An Tag 3 starteten wir gleich aufgesessen und ritten gemeinsam zur Rinderherde. Alfonso hatte uns die Aufgabe gestellt, aus der bunten, circa 30-köpfigen Deutsch Angus Herde, alle schwarzen Rinder auszusortieren. Ja, gut, dachte ich, ich stehe ein bisschen mit rum und versuche keinen allzu schlechten Eindruck zu machen… Aber nein, nach anfänglicher Unruhe aufgrund der Pferde-Situation, beruhigte Latina sich sofort, als sie an der Reihe zum Aussortieren war. Wir hatten als erste Aufgabe ein Rind ausgewählt, das etwas einzeln stand und ich habe Latina leicht seitlich davon auf seine Schulter ausgerichtet. Latina blieb cool auf ihrer Position und wir konnten das Rind im Schritt, am leichten Zügel aus der Herde herausleiten. Es gelang uns gleich zweimal, ein schwarzes Rind in der Herde auszuwählen und gezielt aus der Herde herauszutreiben. Und je mehr sie „arbeiten“ durfte, desto ruhiger wurde sie. Spannend. Beeindruckend. Was soll ich sagen??? Sie kann es einfach!! Einfach so!! 2000 Jahre alte Genetik – wie Alfonso Aguilar zu mir sagte…

Ich finde es hoch interessant, wie spielerisch und leicht sich alles ergab. Ein Grund-Vertrauen und eine gute Rittigkeit hatten Latina und ich uns natürlich vorher erarbeitet. Aber den „Job“ an sich, den Umgang mit dem Rind, den hatte Latina einfach drauf. Sie kann es einfach! Einfach so! Sie schreitet mit Selbstbewusstsein und einer guten Portion „Rinder-Präsenz“ in die Herde und macht es einfach. Krass! Sicherlich hilft es, dass ich mit Nuno schon Vor-Erfahrungen am Rind habe und Latina gezielt anleiten und auf ein Rind „hinweisen“ kann. Aber den Rest „konnte“ sie halt einfach. Ich bin nachhaltig beeindruckt von der Natürlichkeit der Veranlagung. Wie stark muss es sein, wenn man echte Rinderarbeit im Campo mit so einem Pferd verrichten darf! Mein Respekt für all die Züchter, die die Campinos, Vaqueros, Cowboys und Gauchos mit diesen Pferden versorgen.

Die schönen Fotos von der Heranführung an die Rinderarbeit mit Latina verdanke ich Nadine Schumacher.